Hi
dieses Jahr sammle ich wie bereits im letzten Spenden für die Themen psychische Gesundheit und Suizidprävention.

Ich selbst war von Depressionen und Suizidgedanken betroffen und habe letztes Jahr das erste mal am Movember teilgenommen. Die ganze Movember Aktion hat mir in gewisser Art und Weise auch geholfen meine eigene Krankheit aufzuarbeiten und damit besser umzugehen. Mir ist klar geworden das wir Themen wie Depressionen und Selbstmordgedanken nur gesellschaftlich Nahbarer machen können wenn wir aktiv darüber sprechen und uns die Sichtweisen von Betroffenen anhören und versuchen zu verstehen.

Ich möchte euch ein wenig erklären wie meine Gedankengänge aussahen.
Ich habe mich erst nach längerer Zeit meiner Familie anvertraut und über meine Krankheit gesprochen. Ich hatte Angst davor und das nicht weil ich dachte sie können mit der Situation nicht umgehen und nehmen es nicht ernst. Ich hatte extrem Angst davor schwach zu sein und habe mich unfassbar geschämt das ich Depressionen habe. Ich selbst habe es damals als schwäche gesehen.

Ich glaub ich war gut darin meine Rolle zu spielen das es mir gut geht und nach außen so zu scheinen als wäre alles wie immer, aber diese Rolle war sehr anstrengend für mich und sie hat mich immer mehr ausgelaugt. Ausserhalb von meinen vier Wänden habe ich meine Rolle gespielt aber als ich zuhause war bin ich regelrecht zusammengebrochen. Ich musste mich von Woche zu Woche mehr erholen und hab mich so immer mehr und mehr zurückgezogen. Ich habe diese Rolle nicht bewusst gespielt, dass kam ganz von alleine weil ich niemandem Umstände machen wollte durch meine Probleme.
Ich wollte weder schwach sein noch jemandem zur Last fallen und dachte mir immer wieder es gibt so viele Menschen denen es so viel schlechter gehen müsste als mir. Ich hatte eine behütete Kindheit, hatte immer meine Familie und Freunde um mich rum und immer die volle Unterstützung meiner Eltern. Aber trotzdem ging es mir schlecht, ich habe immer wieder Gründe gesucht warum es mir schlecht geht. Wenn ich heute darüber nachdenke war spätestens da der Punkt erreicht wo ich mir hätte Hilfe suchen müssen, niemand braucht einen Grund warum es einem schlecht geht.
Aber ich habe mir weder Hilfe gesucht noch mich irgendjemandem anvertraut. Mir war es immer noch zu unangenehm.
Erst als ich über Wochen hinweg abends mit dem Gedanken „hoffentlich wache ich morgen früh einfach nicht mehr auf“ eingeschlafen bin habe ich mich einer Freundin anvertraut und mir dank ihr Hilfe gesucht.

Vielen Betroffenen wird es ähnlich gehen das es ihnen unangenehm ist und sie sich deswegen niemand anvertrauen.
Nur wenn wir als Gesellschaft aufhören Menschen die psychische krank sind in eine Schubladen mit der Aufschrift „Schwach und nicht belastbar“ zu stecken können wir kranken Menschen helfen. Das es einem nicht mehr unangenehm sein muss wenn man sagt man geht zu einem Psychotherapeuten/
Psychotherapeutin. Das man nicht Angst davor hat man bekommt später mal keinen Job weil man psychisch krank ist/war.
All das macht es den Betroffenen Personen so schwer sich zu öffnen und darüber zu sprechen. Dadurch verlieren wir jedes Jahr tausende von Menschen und was helfen kann ist Verständnis. Verständnis dafür das es einem nicht gut geht. Verständnis dafür das man sich im Moment nicht selbst lieben kann.

Ich war mir an meinem 21. Geburtstag sicher das dies mein letzter sein wird, zu diesem Zeitpunkt war mir klar das ich in den nächsten 12 Monaten meinem Leiden ein Ende setzen werde. Ich habe extra nicht „meinem Leben“ geschrieben den mit einem Leben hatte dies damals Nix mehr zu tun. Es war ein von Tag zu Tag quälen und hoffen am nächsten morgen nicht mehr aufzuwachen. Hätte ich zu dem damaligen Zeitpunkt nicht Menschen um mich gehabt die sich um mich gekümmert haben wäre ich heute vielleicht nicht mehr hier.

Und gerade deswegen tut es mir unendlich im Herzen weh wenn ich heute höre das jemand Psychische Krankheiten nicht ernst nimmt oder das sich sogar Leute darüber lustig machen. Mich selbst hat es fast das Leben gekostet was ich heute so sehr liebe wie nie zuvor und es gibt hundert tausende die es eben nicht geschafft haben und ich möchte mich für die kranken Menschen einsetzten das sie wie ich ihre Energie und ihren Lebenswillen wieder bekommen.
Keiner von euch ist alleine und keiner von euch ist wertlos.

Letztes Jahr habe ich meine letzten Zeilen genutzt um den Menschen zu danken die in meiner schweren Zeit mir am meisten geholfen haben, erst Monate später ist mir klar geworden das ich die wichtigste Person vergessen habe, deswegen nutze ich die Chance dieses Jahr
Danke an mein jüngeres Ich!
Danke das du so unbeschreiblich stark warst.
Danke das du nicht aufgegeben hast obwohl du nicht mehr konntest und deine Gedanken immer lauter wurden.
Danke das du dich jeden Tag aufs neue an dem kleinen Funken festgehalten hast.

Heute tut es mir weh das ich dachte du warst schwach und nicht gut genug.